FLANDERN 2014 Wappen Flandern
Die 16 Reiseteilnehmer trafen sich im Morgengrauen vom Hof des Busunternehmens Becker in Tostedt und begaben sich dann auf die Fahrt zum belgischen Forts Eben Emael, zwischen Maastricht und Lille am Albertkanal gelegen. Nach der Besichtigung einiger Teil des Fort konnte noch eine Gruppe von Darsteller eines GI-Lagers bei ihrem Schauspiel beobachten. Gegen 19.00 Uhr erreichten wir unseren Hotelstandort Roncq, gelegen in einem Vorort von Lille in Frankreich. Dieser Ort wurde für die nächsten fünf Tage der Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen.

 

Der Tag war mit einem umfangreichen Programm unter der fachkundigen Leitung des Historikers Jan Vancoillie einer der Höhepunkte der Reise.
Auf dem Kemmelberg, etwa 12 km südlich von Ypern, besichtigten wir zuerst das Denkmal "Der Engel" . Es wurde zu Ehren der französischen Truppen errichtet, die 1918 bei der deutschen Frühjahrsoffensive in der Umgebung eingesetzt waren.
Beindruckt und erschüttert standen wir an dem gigantischen Minentrichter "Pool of Peace" in Spanbroekmolen. In der Minenschlacht von Mesen zündeten die Engländer am 7. Juni 1917 nach zweijähriger Vorbereitung und Untertunnelung der deutschen Befestigungen über 20 gewaltige unterirdische Minen. Die Explosionen töteten über 20.000 deutsche Soldaten.
Im Bayernwald erhielten wir einen guten Eindruck vom Soldatenleben in einem deutschen Schützengraben der vordersten Linie 1914 – 1917.
Da war die Mittagsrast in einem Bistro in Passendale schon viel gemütlicher und ungefährlicher.
Anschließend besuchten wir ein kleines Privatmuseum auf der Pond Farm in Sint Juliaan. Der Bauer stellt dort militärische Fundstücke wie Granaten, Bajonette, Gewehre, Helme, Spaten und Stacheldrahtrollen aus, die er bei der Arbeit auf den Feldern noch nach 100 Jahren findet.
Der größte britische Soldatenfriedhof des 1. Wk in Flandern Tyne Cot Cemetery mit über 12.000 Gräbern und mehr als 35.000 in Stein gehauene Namen von gefallenen und vermißten Soldaten führte uns erneut die Grausamkeit und Sinnlosigkeit von Kriegen vor Augen.
Auf dem Heimweg machten wir noch einen kurzen Halt am 1916 erbauten Bunker des Divisionsgefechtstandes der deutschen Division Zandvorde.

 

Heute vormittag ging es nach Langemarck. Um den 1932 eingeweihten, vom Deutschen Studentenbund und anderen Hochschulgruppen finanzierten deutschen Soldatenfriedhof des 1.Weltkrieges bei Langmarck mit seinem Denkmal rankt sich der "Mythos von Langemarck" , dessen Entstehung uns vor Ort von Kamerad Torsten Klepp erklärt wurde.
Zitat – Kommuniqué der OHL, 11. November 1914. :
"Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange ´Deutschland, Deutschland über alles´ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2.000 Mann französischer Linieninfanterie wurden gefangengenommen und sechs Maschinengewehre erbeutet."
Zitatende
Dieser bewußt irreführende und glorifizierende Bericht wurde in der Heimat von der Presse völlig unkritisch weit verbreitet und führte in den folgenden Jahrzehnten, genährt von Verbänden und Parteien zum Mythos von Langemarck: Es ist ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben. Die Folgen des Angriffs mit seinen vielen jungen Opfern konnten wir dann auf dem Friedhof besichtigen.
Nach diesen düsteren Bildern verlangte der Körper andere Nahrung, und wir besichtigten das Käsemuseum Sint Joseph in Passendale mit anschließender Käseverköstigung. Endlich bekamen wir auch die heiß ersehnten belgischen Fritten.
Am Nachmittag fuhren wir nach Ypern, um dort in der Tuchhalle am Großen Platz das größte Museeum über den 1. Wk in Flandern zu besichtigen. Unterwegs machten wir noch an einem Denkmal für gefallene Kanadier halt. In Ypern war im Krieg kein Stein auf dem anderen geblieben, und wir staunten über die in den dreiziger Jahren nach den alten Plänen wiedererstandenen schönen Gebäude. Das nach modernen Gesichtspunkten und neuester Technik ausgestattete Museum beeindruckte uns sehr. Irgendwie war man am Ende aber froh, der bedrückenden Atmosphäre in der Ausstellung wieder entrinnen zu können.

 

Unser souverän fahrender und netter Busfahrer Tommi brachte uns nach Brügge, der wohl schönsten alten Kaufmannsstadt in Belgien. Dort hatten wir vier Stunden zur freien Verfügung, um nach Lust und Laune die Stadt mit ihren wunderschönen alten Straßen, Gebäuden und Kanälen zu erkunden, auch von der Wasserseite.
Danach ging die Fahrt weiter nach der etwa 25 km von Brügge entfernten Hafenstadt Ostende. Dort besichtigten wir einen in den Stranddünen als Freilichtmuseum gestalteten Teil des Atlantikwalls mit seinen verbunkerten Geschützstellungen, unterirdischen verwundenen Verbindungsgängen und den autentisch eingerichteten Unterkünften und Befehlsstellen.
Auf dem Heimweg besichtigten wir noch den deutschen Soldatenfriedhof mit 25.600 Toten von 1914 – 1918 in Vladslo. Zu Ehren der Toten steht dort die Skulptur "Das trauernde Elternpaar" von der bekannten Bildhauerin Käthe Kollwitz, deren 18 jähriger Sohn auch dort begraben liegt.

 

Am 5. Tag unserer Reise fuhren wir nach Gent und besichtigten in dieser alten Stadt zuerst die von Wasser umgebene, finstere und bedrohlich wirkende Stadtburg Gravensteen, Sitz der Herzöge von Flandern und später Gerichtsgebäude. Anschließend bummelten wir noch durch die Straßen und bewunderten die schönen alten Kirchen und anderen Gebäude. Allerdings waren wir uns anschließend darüber einig, daß Brügge viel schöner war, weil die Stadt ein geschlosseneres mittelalterliches Stadtbild bietet. In Gent sind viele Baustile vereint.
Am Abend vertraten sich einige von uns noch etwas die Beine in Lille.

 

An diesem Tag ging es nach Waterloo. Unterwegs machten wir am "Schwarzer Herzog" Halt, einem Denkmal für den in der Schlacht von Quatre Bras gegen Napoleon gefallenen Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Kamerad Arpad Firstner wurde vor dem Denkmal mit der Ehrennadel des Reservistenverbandes der Bundeswehr geehrt.
Danach besichtigten wir die Gedenkstätte zur Schlacht von Waterloo mit dem 42 m hohen, über 226 Stufen zu erklimmenden, steil aufgeschütteten Aussichtshügel mit dem 25 Tonnen schweren eisernen Löwen darauf, der über das Schlachtfeld blickt.
Am Fuße des Hügels wird in einem Gebäude auf einem 110 m im Umfang messenden Rundgemälde die Schlacht dargestellt, untermalt mit akustischem Schlachtgetöse.
Nach den Anstrengungen der Schlacht hatten wir uns am Nachmittag die Besichtigung der Privatbrauerei "De Ryck" in Herzele redlich verdient. Höhepunkt dabei war die Bierverköstigung mit den 10 Sorten Bier, die dort gebraut werden.

 

Es ging in einer angenehmen, störungsfreien Fahrt wieder nach Hause. Bleibt noch Dank zu sagen an unseren exzellenten Fahrer Tommi und an unseren RK-Vorsitzenden und Reiseleiter Jens Hirschgänger.


Text: © Sternke, Hirschgänger
Bilder: © n. b.